Ihr erstes Engagement trat sie 1895 am Hamburger Stadttheater (jetzige Hamburgische Staatsoper) an, wo sie die Rolle der Brünnhilde, eine der schwierigsten Wagner-Rollen, sang. Mit Gustav Mahler, der bereits seit 1891 Kapellmeister an diesem Hause war, begann sie ein Liebesverhältnis, das allerdings 1897 bereits wieder deutlich abgekühlt war. 1897 sang sie in Bayreuth die Kundry.
Obwohl das Verhältnis mit ihr beendet war, holte Gustav Mahler sie 1898 an die Wiener Hofoper, wo sie in den berühmten Inszenierungen Mahlers enormen Erfolg hatte. Ferner war sie europaweit als Sängerin tätig. Anna von Mildenburg war bis 1917 gefeiertes Mitglied der Wiener Hofoper und kehrte bis 1930 gastweise immer wieder dorthin zurück. Die Neuinszenierung von Tristan und Isolde, bei der Mildenburg die Isolde sang, Alfred Roller das Bühnenbild schuf und Mahler dirigierte, gilt bis heute als legendäre Aufführung.
Anna von Mildenburg
1906 und 1910 feierte sie Gastspiele an der Covent Garden Oper in London, bevor sie 1913 mit Hermann Bahr nach Salzburg übersiedelte. Schon seit 1904 hatte sie eine Beziehung mit Hermann Bahr, die 1909 nach seiner Scheidung in der Ehe mündete. In Salzburg lebten sie bis 1922 im Schloss Arenberg, wo heute eine der Frauenspuren-Gedenktafeln an die Sängerin erinnert.[1] 1920 nahm sie dann eine Stelle als „Lehrerin der Darstellungskunst“ an der Akademie der Tonkunst in München an. 1922 agierte sie zudem als Spielleiterin an der Münchner Staatsoper. Nach Bahrs Tod 1934 betätigte sie sich als seine Nachlassverwalterin und versuchte, mäßig erfolgreich, seine Schriften zu ordnen.
Karin Martensen: Die Frau führt Regie. Anna Bahr-Mildenburg als Regisseurin des Ring des Nibelungen (= Beiträge zur Kulturgeschichte der Musik. 7). Mit einem Anhang: Regiebücher zu Walküre, Siegfried und Götterdämmerung. Allitera-Verlag, München 2013, ISBN 978-3-86906-506-9 (Zugleich: Hannover, Hochschule für Musik, Theater und Medien, Dissertation, 2012).
Karin Martensen: Artikel „Anna Bahr-Mildenburg“. In: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 24. April 2018.