In der Mathematik, speziell in der Theorie der Lie-Algebren, werden Cartan-Unteralgebren unter anderem in der Klassifikation der halbeinfachen Lie-Algebren und in der Theorie der symmetrischen Räume verwendet. Der Rang einer Lie-Algebra (oder der zugehörigen Lie-Gruppe) ist definiert als die Dimension der Cartan-Unteralgebra. Ein Beispiel einer Cartan-Unteralgebra ist die Algebra der Diagonalmatrizen.
Definition
Es sei
eine Lie-Algebra. Eine Unteralgebra
ist eine Cartan-Unteralgebra, wenn sie nilpotent und selbstnormalisierend ist, das heißt, wenn
für ein
und
![{\displaystyle \forall Y\not \in {\mathfrak {a}\ \exists X\in {\mathfrak {a}:\ \left[X,Y\right]\not \in {\mathfrak {a}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/8ec95ab4a27082f3812e34bd52bbb66a2d66d685)
gilt.
Beispiele
Eine Cartan-Unteralgebra von

ist die Algebra der Diagonalmatrizen
.
Jede Cartan-Unteralgebra
ist zu
konjugiert.
Dagegen hat
zwei nicht-konjugierte Cartan-Unteralgebren, nämlich

und
.
Existenz und Eindeutigkeit
Eine endlich-dimensionale Lie-Algebra über einem unendlichen Körper besitzt stets eine Cartan-Unteralgebra.
Für eine endlich-dimensionale Lie-Algebra über einem Körper mit Charakteristik
gilt, dass alle Cartan-Unteralgebren dieselbe Dimension haben.
Für eine endlich-dimensionale Lie-Algebra über einem algebraisch abgeschlossenen Körper sind alle Cartan-Unteralgebren zueinander konjugiert, und zwar unter der Gruppe, welche von den Automorphismen
erzeugt wird (für
in der Lie-Algebra und
nilpotent).
Eigenschaften
Wenn
eine halbeinfache Lie-Algebra über einem algebraisch abgeschlossenen Körper ist, dann ist jede Cartan-Unteralgebra
abelsch und die Einschränkung der adjungierten Darstellung
auf
ist simultan diagonalisierbar mit
als Eigenraum zum Gewicht
. Das heißt, es gibt eine Zerlegung

mit
![{\displaystyle \mathrm {ad} (X)(Y)=\left[X,Y\right]=\alpha (X)Y\quad \forall X\in {\mathfrak {a},Y\in {\mathfrak {g}_{\alpha }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/24e0366c8cbe89fad206bbe2872685ae069b9034)
und
.
Im Beispiel


ist, wenn
die Elementarmatrix mit Eintrag
an der Stelle
und Einträgen
sonst bezeichnet

mit
für
.
Literatur
- Élie Cartan: Sur la structure des groupes de transformations finis et continus. Thèse, Paris 1894.
- Anthony W. Knapp: Lie groups beyond an introduction. (Progress in Mathematics, 140). Second edition. Birkhäuser, Boston, MA 2002, ISBN 0-8176-4259-5.