Edgar Wenzel

Edgar Wenzel (* 12. September 1919 in Codlea bei Kronstadt, Königreich Rumänien; † 1. Februar 1980 in Jerusalem, Israel) war ein deutscher Schauspieler und Tänzer.

Leben

Edgar Wenzel absolvierte nach dem Zweiten Weltkrieg an der Tanzabteilung des Konservatoriums Wien eine Ausbildung zum Balletttänzer.[1] Er war Schüler von Rosalia Chladek und trat mit ersten Solopartien am Wiener Burgtheater und am Volkstheater Wien auf.[2] 1948 übernahm er die Tanzrolle des „Verräters“ in Chladeks Tanzstück Kleine Passion, das im Wiener Akademietheater aufgeführt wurde.[3][4] Im Juni 1949 tanzte er im Rahmen des Internationalen Musikfests den Choleriker im Ballett Die vier Temperamente von Paul Hindemith.[2][5][6] 1949 übernahm er mit der Einstudierung der Tänze der Jedermann-Tischgesellschaft bei den Salzburger Festspielen seine erste eigene Choreographie.[2] Im April 1950 gewann er einen 3. Preis für Choreographie und den Preis der Stadt Wien beim ersten Österreichischen Tanzwettbewerb.[2][7][8] Im Juli 1950 hatte er einen Tanzauftritt in der Wiener Secession.[9][10] In der Spielzeit 1950/51 war er als Solotänzer an den Vereinigten Bühnen Graz engagiert.[11] Im Februar 1951 tanzte er am Opernhaus Graz die Rolle des „burlesken“ Springinsfeld in der Uraufführung der Tanzstudie Die Gaunerstreiche der Courasche von Richard Mohaupt.[12]

Zur Spielzeit 1951/52 wurde er von der Choreographin Yvonne Georgi als Solotänzer an die Städtischen Bühnen Düsseldorf verpflichtet,[1][13] wo er bis 1955 im Engagement blieb. 1953 tanzte er an den Städtischen Bühnen Düsseldorf in einer Choreografie von Yvonne Georgi zur Musik der Symphonie fantastique. 1953 unternahm er mit der Tanzcompagnie von Kurt Jooss eine Gastspielreise durch Holland, England und Irland und wurde daraufhin vom Art Council of Great Britain eingeladen, im Juni 1953 im Mercury Theatre in London fünf Solo-Abende zu geben.[14] 1955 übernahm er an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf die männliche Titelrolle in dem Ballett Pulcinella von Igor Strawinsky, in dem die Tänzerin Ulla Söderbaum, die Tochter der Schauspielerin Kristina Söderbaum, seine Partnerin war. Die Choreografie stammte von Hans Züllig (1914–1992). Von 1956 bis 1958 war er als Solotänzer und Gruppentänzer am Staatstheater Braunschweig engagiert.[15] Ab Ende der 1950er Jahre wandte sich Wenzel der Schauspielerei zu. Im August 1968 übernahm er, an der Seite von Freddy Quinn und Birke Bruck, die Rolle des Pinky in einer Tournee-Produktion des Musicals Prairie-Saloon von Lotar Olias, die im Theater am Aegi in Hannover ihre Premiere hatte.[16] In den 1970er Jahren war er am Bayerischen Staatsschauspiel beschäftigt.[17]

Ab Ende der 1950er Jahre sind auch Filmauftritte von ihm nachgewiesen. Er spielte zwischen 1958 und seinem Tode über fünfzig Rollen in Film und Fernsehen. Als seinen ersten Filmauftritt führt die Filmdatenbank IMDb die deutsch-österreichische Kino-Produktion Nackt wie Gott sie schuf (1958). Es folgten in den 1960er Jahren Auftritte in mehreren weiteren Kinofilmen, schwerpunktmäßig in Heimatfilmen, Filmkomödien, Lustspielen und Kriminalfilmen.

In dem westdeutschen Märchenfilm Die Bremer Stadtmusikanten (1959) spielte Wenzel einen der drei Räuber.[18][19] In der Edgar-Wallace-Verfilmung Das Rätsel der roten Orchidee (1962) hatte er die Rolle des Kleinganoven Babyface, der mit einem Rasiermesser getötet wird. In dem Kriminalfilm Das 7. Opfer (1964) übernahm er die Rolle des halbseidenen Jockeys und Erpressers Giuseppe Ranova.[20][21]

Ab Ende der 1960er Jahre trat Wenzel mehrfach in seichten Filmlustspielen, Filmklamotten, einigen Softsex-Filmen und zwei Hardcore-Pornofilmen auf. Dabei wurde er meistens in komischen Rollen eingesetzt, so als Dorfbewohner Zimmerl in der Erotikklamotte Auf ins blaukarierte Himmelbett (1974). In dem aus vier Kurzfilmen bestehenden Kompilations-Sexfilm Schulmädchen-Porno (1976) war er der homosexuelle Hausmeister im Segment Das vögelnde Klassenzimmer. Sex- oder Nacktszenen spielte Wenzel nicht.[22]

In dem Filmdrama Baranski, das 1979 bei den Hofer Filmtagen lief, spielte er die Rolle des Hausverwalters.[23] Seine letzte Kinorolle hatte er 1980 in der Literaturverfilmung Fabian, in der er die Rolle des Rechtsanwalts Dr. Moll und Ehemanns der Rollenfigur Irene Moll verkörperte.

Ab den 1960er Jahren arbeitete Wenzel auch für das Fernsehen. 1962 wirkte er beim ZDF in Spielszenen in der Musikshow Eine kleine Sehnsucht über den Komponisten Friedrich Hollaender mit.[24] Im November 1963 war er im ZDF in dem Fernsehspiel Ein Sheriff für den Sarg zu sehen.[25] Er war auch in dem Fernsehspiel des Monats Oktober 1973, Daniel, von Pete Ariel zu sehen.[26] 1972 verkörperte er beim Südwestfunk unter der Regie von Heinz Schirk den Doktor in einer Verfilmung des Songspiels Happy End von Elisabeth Hauptmann und Kurt Weill.[27] In dem Fernsehmehrteiler Die merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck (1973) spielte er an der Seite von Matthias Habich die Rolle des Dieners Siebengescheit.[28]

Er hatte Episodenrollen unter anderem in den Fernsehserien Stahlnetz, Die fünfte Kolonne, Derrick und Polizeiinspektion 1. In der ZDF-Fernsehserie Es muß nicht immer Kaviar sein (1977) hatte er, an der Seite von Siegfried Rauch, eine wiederkehrende Serienrolle als Ganove Frédéric.

Rollen am Bayerischen Staatsschauspiel (Auswahl)

(Anmerkung:[29])

Residenztheater

Theater im Marstall

Filmografie (Auswahl)

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Junge Künstler aus dem Konservatorium der Stadt Wien (Memento vom 23. Oktober 2014 im Internet Archive) In: Wien 1951: Berichte vom September 1951, auf www.wien.at.
  2. a b c d Die Secession als Freilichttheater. In: Weltpresse. Unabhängige Nachrichten und Stimmen aus aller Welt / Weltpresse, 4. Juli 1950, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dwp
  3. „Kleine Passion“, groß getanzt. In: Welt am Abend, 23. März 1948, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/waa
  4. Rosalia Chladek: Kleine Passion. In: Die Weltpresse, 24. März 1948, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dwp
  5. Joseph Marx: Ballette beim Musikfest. In: Wiener Zeitung, 21. Juni 1949, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  6. d. h.: Tänze in Grau. In: Österreichische Zeitung, 28. Juni 1949, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/oez
  7. Die Preisträger im Tanzwettbewerb. In: Wiener Zeitung, 22. April 1950, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  8. d. h.: Bemerkungen zum österreichischen Tanzwettbewerb. In: Österreichische Zeitung, 26. April 1950, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/oez
  9. Tanz in der Secession. In: Die Weltpresse, 7. Juli 1950, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dwp
  10. I.S.: Im Rampenlicht. In: Wiener Kurier, 7. Juli 1950, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wku
  11. Rudolf List: Schönes Gastspiel des Grazer Opernballetts. In: Obersteirische Zeitung, 21. Oktober 1950, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/obs
  12. Balletturaufführung in Graz. In: Die Weltpresse, 9. Februar 1951, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dwp
  13. Der junge österreichische Tänzer Edgar Wenzel. In: Die Weltpresse, 3. September 1951, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dwp
  14. Der Tänzer Edgar Wenzel. In: Salzburger Nachrichten, 13. Juni 1953, S. 20 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/san
  15. Edgar Wenzel. Eintrag unter Braunschweig I. Seite 173. In Deutsches Bühnenjahrbuch. Spielzeit 1957/58. Abgerufen am 30. Januar 2025
  16. FREDDY QUINN AUF DER THEATERBÜHNE. Abgerufen am 14. Februar 2025
  17. …dann spielten sie wieder. Das Bayerische Staatsschauspiel 1946–1986. München 1986. S. 232 f.; 253. ISBN 3-7654-2059-X
  18. Die Bremer Stadtmusikanten. Inhalt, Besetzung und Filmprogramm (www.maerchenfilm.de; mit Fotos von Edgar Wenzel). Abgerufen am 24. Januar 2025.
  19. Die Bremer Stadtmusikanten. In: cinema. Abgerufen am 24. Juli 2021.
  20. Das 7. Opfer. In: cinema. Abgerufen am 24. Juli 2021.
  21. Das siebente Opfer Inhalt, Besetzung und Szenenfoto bei film.at
  22. Edgar Wenzel (Eintrag und Fotos in der The European Girls Adult Film Database)
  23. Baranski. Produktionsdetails und Besetzung. Offizielle Webseite der HFF München. Abgerufen am 24. Januar 2025
  24. Eine kleine Sehnsucht (Memento vom 31. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) Fünfziger Jahre Sänger (Hanne Wieder). Zuletzt abgerufen am 6. Februar 2014
  25. Ein Sheriff für den Sarg Fernsehprogramm vom Donnerstag, den 7. November 1963
  26. Programmankündigung der Fernsehaufführung
  27. Happy End (Memento vom 22. Februar 2014 im Internet Archive) Produktionsdetails und Besetzung
  28. Die merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck (5). In: TV Spielfilm. Abgerufen am 24. Juli 2021. (Szenenfoto mit Mathias Habich und Edgar Wenzel)
  29. Die Angaben beziehen sich auf die Premiere in der jeweiligen Spielzeit, und auf das Theater, in dem die Produktion zuerst gezeigt wurde. Teilweise wurden Stücke auch an andere Spielorte übernommen.