Frontispiz_(Architektur)

Frontispiz auf dem Mittelrisalit der klassizistischen Aula der Georg-August-Universität Göttingen (hier mit geschmückten Giebeldreieck)

Das Frontispiz (französisch frontispice: Vorder- oder Hauptansicht; früher auch eingedeutscht: der Frontspieß[1][2]) ist in der historischen Architektur im weiteren Sinne der Vordergiebel eines Gebäudes[3], im engeren Sinne nur das klassische, geschlossene Giebeldreieck, oft über dem Risalit oder Zwerchhaus eines Gebäudes.[4]

Beschreibung und Anwendungen

Das Frontispiz ist ein repräsentatives Architekturelement und kommt daher vor allem im Schlossbau, Kirchenbau und gehobenem Bürgerhausbau vor. Es kann in seinem Dreieck einen Giebelschmuck (→ Tympanon) enthalten oder kleine Fenster zur Belichtung des dahinter liegenden Dachraumes.

Das Frontispiz wird in kleinerer Form auch über Türen und Fenstern verwendet und dort als Fronton bezeichnet.[4]

Der moderne Frontspieß

Der eingedeutschte Begriff Frontspieß wird verschiedentlich in Norddeutschland wieder beim modernen Einfamilienhausneubau verwendet und meint hier ein Zwerchhaus, auch ohne Dreieckgiebel.[5] Angeblich soll dessen Ursprung im mit Reet gedeckten Häusern liegen, wo der Frontspieß über der Haustür angebracht war, um beim Hausbrand die Flucht ins Freie zu ermöglichen.[5]

Siehe auch

Commons: Frontispiz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

Einzelnachweise

  1. Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 818: Frontispice (–spihß). (Abschrift auf zeno.org, abgerufen am 3. Februar 2024)
  2. Konrad Duden: Orthographisches Wörterbuch. 4. Auflage, Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1895, S. 108.
  3. Brockhaus Conversations-Lexikon, Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 372: Der Frontispice. (Abschrift auf zeno.org, abgerufen am 3. Februar 2024)
  4. a b Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 3. Februar 2024), S. 194: Frontispiz.
  5. a b Frontspieß, auf scanhaus.de (Memento vom 2. Dezember 2003 im Internet Archive)