Landkreis Rotenburg (Wümme) (1885–1977)

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Landkreis Rotenburg (Wümme) (1885–1977)
Deutschlandkarte, Position des Landkreises Rotenburg (Wümme) hervorgehoben
Basisdaten (Stand 1977)
Koordinaten: 53° 6′ N, 9° 24′ OKoordinaten: 53° 6′ N, 9° 24′ O
Bestandszeitraum: 1885–1977
Bundesland: Niedersachsen
Regierungsbezirk: Stade
Verwaltungssitz: Rotenburg (Wümme)
Fläche: 850,74 km2
Einwohner: 60.600 (30. Jun. 1977)
Bevölkerungsdichte: 71 Einwohner je km2
Kfz-Kennzeichen: ROW
Kreisschlüssel: 03 4 34
Kreisgliederung: 21 Gemeinden

Der Landkreis Rotenburg (Wümme) – bis zum Zweiten Weltkrieg Kreis Rotenburg (Hann.), danach bis 1969 Landkreis Rotenburg in Hannover – war bis 1977 ein Landkreis in Niedersachsen und befand sich im Süden des namensgleichen heutigen Landkreises. Kreisstadt war die namensgebende Stadt Rotenburg (Wümme). Für die ortsansässige Bevölkerung spielt der Altkreis Rotenburg bis heute eine große alltagsrelevante Rolle, da viele Organisationen, Firmen, Schulen, Vereine, Zeitungen und ähnliche Einrichtungen sich in ihrem Einzugsbereich an den früheren Kreisgrenzen orientieren.

Nachbarkreise

Der Landkreis grenzte Anfang 1977 im Uhrzeigersinn im Norden beginnend an die Landkreise Bremervörde, Harburg, Soltau, Fallingbostel und Verden.

Geschichte

Lage des Kreises Rotenburg (Hann.) in
der Provinz Hannover (1905)

Im Mittelalter gehörte die Region um Rotenburg zum geistlichen Territorium Verden, das nach dem für die Region verheerenden Dreißigjährigen Krieg zunächst Teil des schwedischen Gebietes Bremen-Verden innerhalb des Heiligen Römischen Reiches wurde. Nach einer kurzen dänischen Besetzung 1718/19 gelangte die Region an das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg (auch Kurhannover genannt). Während der napoleonischen Kriege annektierte das Französische Kaiserreich die Gebiete zwischen Weser und Elbe. Nach dem Wiener Kongress und der Errichtung des Königreiches Hannover als Nachfolger des früheren Kurhannover wurden zur Verwaltung der Region Landdrosteien und Ämter geschaffen. So bestanden im Süden der Landdrostei Stade die Ämter Rotenburg und Ottersberg, die sich über Teile des historischen Territoriums Verden erstreckten. Nach Auflösung des Amtes Ottersberg fielen dessen östliche Teile an das benachbarte Amt Rotenburg. 1866 wurde das Königreich Hannover nach dem verlorengegangenen Deutschen Krieg durch Preußen annektiert. Die Verwaltungsstrukturen wurden zunächst beibehalten.

Am 1. April 1885 wurde im Rahmen der Bildung von Kreisen in der Provinz Hannover von 1884 aus dem Amt Rotenburg und der Gemeinde Fintel aus dem Amt Soltau der Kreis Rotenburg gebildet und dem Regierungsbezirk Stade zugeteilt.[1] Die heute zur Samtgemeinde Fintel gehörende Gemeinde Lauenbrück wechselte 1932 aus dem Nachbarkreis Harburg in den Kreis Rotenburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Hannover nach Auflösung Preußens zunächst wieder ein eigenständiges Land, bevor es sich mit kleineren Nachbarländern zum Land Niedersachsen vereinte, zu dem auch der Landkreis Rotenburg gehörte. In dieser Zeit übernahm der Landkreis die Patenschaft für den Landkreis Angerburg in Ostpreußen. Bis zum 18. Juni 1969 hieß der Landkreis Rotenburg in Hannover.

Eine umfangreiche Gemeindereform brachte das Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden im Raum Rotenburg am 1. März 1974, durch das die Zahl der Gemeinden des Landkreises von 64 auf 21 verringert wurde.[2] Durch die Eingliederung der Gemeinde Kettenburg aus dem Landkreis Fallingbostel in die Stadt Visselhövede erfuhr der Landkreis dabei einen kleinen Gebietszuwachs.

Am 1. August 1977 wurde der Landkreis im Rahmen der niedersächsischen Kreisreform mit dem Landkreis Bremervörde, der bereits 1932 um den ehemaligen Kreis Zeven erweitert worden war, zum neuen, größeren Landkreis Rotenburg (Wümme) fusioniert.[3]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Quelle
1890 19.642 [4]
1900 21.128 [4]
1910 25.425 [4]
1925 29.171 [4]
1939 33.821 [4]
1950 59.909 [4]
1960 52.300 [4]
1970 56.300 [5]
1977 60.600 [6]

Landräte

Gemeinden

Die folgende Liste enthält alle Gemeinden, die dem Landkreis Rotenburg (Wümme) bis 1977 angehörten, sowie alle Eingemeindungen: [8][4][9]

Gemeinde eingemeindet
nach
Datum der
Eingemeindung
Anmerkung
Abbendorf Scheeßel 1. März 1974
Ahausen
Bartelsdorf Scheeßel 1. März 1974
Bellen Brockel 1. März 1974
Bleckwedel Visselhövede 1. März 1974
Borchel Rotenburg (Wümme) 1. März 1974
Bötersen
Bothel
Brockel
Buchholz Visselhövede 1. März 1974
Clüversborstel Reeßum 1. März 1974
Dreeßel Visselhövede 1. März 1974
Drögenbostel Visselhövede 1. März 1974
Everinghausen Sottrum 1. März 1974
Eversen Ahausen 1. März 1974
Fintel
Groß Sottrum Sottrum 1928/29
Hassel Hemsbünde 1. März 1974
Hassendorf
Hastedt Hemsbünde 1. März 1974
Hellwege
Helvesiek
Hemsbünde
Hemslingen
Hetzwege Scheeßel 1. März 1974
Hiddingen Visselhövede 1. März 1974
Höperhöfen Bötersen 1. März 1974
Horstedt
Jeddingen Visselhövede 1. März 1974
Jeersdorf Scheeßel 1. März 1974
Kirchwalsede
Klein Sottrum Sottrum 1928/29
Lauenbrück bis 1932 im Landkreis Harburg
Lüdingen Visselhövede 1. März 1974
Moordorf Rosebruch 1928/29
Mulmshorn Rotenburg (Wümme) 1. März 1974
Nindorf Visselhövede 1. März 1974
Ostervesede Scheeßel 1. März 1974
Ottingen Visselhövede 1. März 1974
Reeßum
Riekenbostel Kirchwalsede 1. März 1974
Rosebruch Visselhövede 1. März 1974
Rotenburg (Wümme), Stadt bis 1969 Rotenburg in Hannover
Scheeßel
Schleeßel Reeßum 1. März 1974
Schwitschen Visselhövede 1. März 1974
Söhlingen Hemslingen 1. März 1974
Sothel Scheeßel 1. März 1974
Sottrum 1928/29 neugebildet
Stapel Horstedt 1. März 1974
Stemmen
Stuckenborstel Sottrum 1. März 1974
Süderwalsede Westerwalsede 1. März 1974
Taaken Reeßum 1. März 1974
Unterstedt Rotenburg (Wümme) 1. März 1974
Vahlde
Visselhövede, Stadt
Waffensen Rotenburg (Wümme) 1. März 1974
Wehnsen Visselhövede 1. März 1974
Wensebrock Brockel 1928/29
Westeresch Scheeßel 1. März 1974
Westerholz Scheeßel 1. März 1974
Westervesede Scheeßel 1. März 1974
Westerwalsede
Winkeldorf Horstedt 1. März 1974
Wittkopsbostel Scheeßel 1. März 1974
Wittorf Visselhövede 1. März 1974
Wohlsdorf Scheeßel 1. März 1974
Worth Hastedt 1928/29

Bis zu ihrer Auflösung in den 1920er Jahren bestanden im Kreis Rotenburg außerdem die beiden Gutsbezirke Trochel und Veerse.

Kfz-Kennzeichen

Am 1. Juli 1956 wurde dem Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen ROH zugewiesen. Am 15. Oktober 1970 wurde es vom neuen Unterscheidungszeichen ROW abgelöst. Dieses wird bis heute im Landkreis Rotenburg (Wümme) ausgegeben. Das letzte Kennzeichen mit der Kennung ROH wurde am 12. Mai 1995 eingezogen. Das Unterscheidungszeichen wurde seitdem nicht mehr in der Anlage 1 der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) als auslaufend gelistet.

Einzelnachweise

  1. Kreisordnung für die Provinz Hannover (1885)
  2. Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden im Raum Rotenburg vom 3. Juli 1973
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 240.
  4. a b c d e f g h Michael Rademacher: Rotenburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 14. Mai 2023.
  5. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1972 S. 26
  6. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1978 S. 52
  7. Michael Meyer: Landrat a. D. Kurt Vajen verstorben. In: Angerburger Heimatbrief. Nr. 167, Mai 2021, S. 54.
  8. Uli Schubert: Deutsches Gemeindeverzeichnis 1910. Abgerufen am 2. Februar 2014.
  9. Gemeindelexikon für den Freistaat Preußen: Provinz Hannover Verlag des Preußischen Statistischen Landesamts, 1930