Lavarone

Lavarone
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Lavarone (Italien)
Lavarone (Italien)
Staat Italien
Region Trentino-Südtirol
Provinz Trient (TN)
Koordinaten 45° 56′ N, 11° 17′ OKoordinaten: 45° 56′ 16″ N, 11° 16′ 32″ O
Höhe 1100 m s.l.m.
Fläche 26,32 km²
Einwohner 1.187 (31. Dez. 2022)[1]
Fraktionen Albertini, Azzolini, Bertoldi, Birti, Cappella, Chiesa, Gasperi, Gionghi (Gemeindesitz), Lanzino, Lenzi, Longhi, Magrè, Masetti, Nicolussi, Oseli, Piccoli, Rocchetti, Slaghenaufi, Stengheli
Postleitzahl 38046
Vorwahl 0464
ISTAT-Nummer 022102
Website www.comune.lavarone.tn.it
Ortsschild am Eingang von Gionghi, dem Gemeindesitz von Lavarone

Lavarone (zimbrisch Lavròu, deutsch Lafraun) ist eine italienische Gemeinde (comune) mit 1187 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) auf der gleichnamigen Hochebene in der Provinz Trient. Die Bezeichnung Lavarone ist (vor-)romanischen Ursprungs und leitet sich vermutlich von „làvara“ („flacher Stein“, „Felsplatte“) her. Lavarone ist Verwaltungssitz der Talgemeinschaft Magnifica Comunità degli Altipiani Cimbri.

Geografie

Lavarone liegt etwa 17 Kilometer südsüdöstlich von Trient auf einer Höhe von etwa 1100 m s.l.m. Die Gemeinde grenzt an die drei Trentiner Gemeinden Caldonazzo, Folgaria und Lusern sowie südlich an die Gemeinden Lastebasse und Pedemonte in der Provinz Vicenza. Auf dem Gemeindegebiet liegt im Ortsteil Chiesa der auch als Badesee genutzte Lago di Lavarone.

Verwaltungsgliederung

Es gibt keinen gleichnamigen Ort, vielmehr besteht die Gemeinde aus den 19 Fraktionen Albertini, Azzolini, Bertoldi, Birti, Cappella, Chiesa, Gasperi, Gionghi (Gemeindesitz), Lanzino, Lenzi, Longhi, Magrè, Masetti, Nicolussi, Oseli, Piccoli, Rocchetti, Slaghenaufi und Stengheli.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1184; Papst Lucius III. stellte damit das Vermögen des Bischofs von Feltre unter seinen Schutz.

Lavarone und die Psychoanalyse

Die Gemeindebibliothek in Gionghi ist nach Sigmund Freud benannt, der 1904, 1906, 1907 und 1923 Urlaube in Lavarone verbrachte und Spaziergänge rund um den See von Lavarone machte.[2] 1990 wurde in Gionghi das Studienzentrum Gradiva für angewandte Psychoanalyse gegründet, das jährliche Kongresse unter dem Motto „Die Grenzen der Psychoanalyse“ organisiert.

Erster Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg stellt in der Geschichte Lavarones einen bedeutenden Einschnitt dar, nicht nur weil die Gemeinde nach 1918, wie das übrige Trentino auch, an Italien fiel, sondern weil Lavarone insbesondere von 1915 bis 1916 unmittelbares Frontgebiet war.

Seit der Übergabe Venetiens an Italien nach dem Dritten Italienischen Unabhängigkeitskrieg 1866 grenzte Lavarone direkt an das Königreich Italien. Der österreichisch-ungarische Generalstab unter Franz Conrad von Hötzendorf errichtete entlang dieser Grenze im Gemeindegebiet von Lavarone zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Panzerwerk Gschwent, das Bestandteil der Werkgruppe Folgaria und Lavarone war.

Nach dem Kriegseintritt Italiens 1915 wurden die Bewohner Lavarones aus Sicherheitsgründen, aber auch, weil die österreichische Führung Verrat befürchtete[3], unter anderem nach Braunau am Inn deportiert.

Bis zur österreichisch-ungarischen Südtiroloffensive im Mai 1916 lagen die Grenzbefestigungen unter ständigem italienischen Artilleriefeuer, konnten diesem aber trotz zum Teil schwerer Schäden standhalten. Von April 1915 bis zu seiner Verwundung 1916 war Luis Trenker im Werk Verle stationiert, ebenso wie der österreichische Schriftsteller Fritz Weber. Während des ersten Kriegsjahres wurden die meisten Orte ebenfalls schwer in Mitleidenschaft gezogen. Nach der Offensive lag das Gemeindegebiet bis zum Kriegsende im Fronthinterland und diente als Etappe.

Als die Einwohner nach dem Krieg aus ihrer erzwungenen Diaspora zurückkehrten, fanden sie ihre Heimat zum Großteil zerstört und verwüstet vor.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr 1921 1931 1951 1961 1971 1981 1991 2001 2011 2021
Einwohner 1664 1558 1468 1478 1178 1151 1092 1084 1087 1186

Quelle: ISTAT

Sprache

Lavarone war bis ins 20. Jahrhundert hinein gemeinsam mit der Nachbargemeinde Folgaria Teil einer heute nur noch aus der Gemeinde Lusern bestehenden Zimbrischen Sprachinsel im Trentino. Es wird angenommen, dass die Siedler aus den Dreizehn Gemeinden oder eher aus den näher gelegenen und siedlungsgeschichtlich älteren Sieben Gemeinden auf der Hochfläche von Sleghe / Asiago kamen. Heute ist der deutsche Dialekt als Muttersprache durch die italienische Sprache vollständig verdrängt. Zahlreiche Flurnamen und lokale Bezeichnungen lassen noch die zimbrische Geschichte der Orte erkennen.

In Lavarone und Folgaria wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts noch zimbrisch gesprochen, doch während des Faschismus (1922–1943) wurden alle zimbrischen Traditionen und die Sprache im öffentlichen und privaten Bereich infolge der Politik der Italianisierung durch Mussolini und Ettore Tolomei unterdrückt und verboten.

Seitdem 2006 die Volksschule von Lusern wegen zu geringer Schüleranzahl schließen musste, besuchen die Luserner Kinder die Volksschule in Lavarone. Hier wird die zimbrische Sprache als Wahlfach unterrichtet: Von diesem Angebot machen auch viele Kinder aus Lavarone und aus den Nachbardörfern Gebrauch, obwohl das Zimbrische hier schon seit Jahrzehnten ausgestorben ist.

Wirtschaft

Die Gemeinde lebt hauptsächlich vom Tourismus. Im Winter eignet sich die Hochfläche sehr gut für den Skilanglauf, im Sommer zum Wandern und für Mountainbiking. Außerdem spielt in Lavarone die Käseproduktion eine Rolle (Vézzena DOP).

Gemeindepartnerschaften

Persönlichkeiten

  • Fritz Dietrich (1898–1948), österreichischer SS-Führer und Polizeipräsident
Commons: Lavarone – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. Ernest Jones: The Life and Work of Sigmund Freud. (1953)
  3. Florian Kotanko auf Braunauer Zeitgeschichte Tage - hrb.at (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive)