Le nozze in villa

Werkdaten
Titel: Die Hochzeit in der Stadt
Originaltitel: Le nozze in villa

Libretto der zweiten Fassung

Form: Opera buffain zwei Akten
Originalsprache: Italienisch
Musik: Gaetano Donizetti
Libretto: Bartolomeo Merelli
Literarische Vorlage: August von Kotzebue: „Die deutschen Kleinstädter“
Uraufführung: 1819
Ort der Uraufführung: Teatro vecchio, Mantua
Spieldauer: ca. 110 min
Personen
  • Sabina, einzige Tochter Petronios, Mezzosopran
  • Claudio, Sabinas Liebhaber, Tenor
  • Don Petronio, Bürgermeister, Sabinas Vater, Bass
  • Anastasia, Don Petronios Mutter, Alt
  • Trifoglio, Schulmeister, Bass
  • Anselmo, Kammerdiener Don Petronios, Tenor
  • Dorfbevölkerung

Le nozze in villa (Die Hochzeit in der Stadt) ist eine Opera buffa in zwei Akten von Gaetano Donizetti. Das Libretto stammt von Bartolomeo Merelli. Die Uraufführung im alten Theater von Mantua fand vermutlich während der Karnevalszeit im Winter 1819 statt.

Handlung

Don Petronio möchte seine Tochter Sabina mit dem Schulmeister Trifoglio verheiraten, doch diese ist in Claudio verliebt. Als Liebesbeweis trägt sie ein Porträt von Claudio bei sich, gibt es aber als Porträt des Königs aus. Folglich wird ihr Geliebter bei seinem Erscheinen im Dorf wie ein König behandelt.

Nach allerlei Missverständnissen und nachdem Trifoglio erfahren hat, dass es keine Mitgift gibt, beschließt er, das Mädchens aufzugeben. Don Petronio ist nun einverstanden, dass sie Claudio heiratet, der sich als wohlhabender Grundbesitzer entpuppt. Dieser ist bereit, sie auch ohne Mitgift zu heiraten.

Nummern

  • Sinfonia

1. Akt

  • 1 Einleitung Scrive Socrate in un tomo (Trifoglio, Chor, Petronio)
  • 2 Cavatine Sospiri del mio sen (Sabina)
  • 3 Terzett Questo, che a te presento (Petronio, Sabina, Trifoglio)
  • 4 Cavatine Grazie di cor vi rendo - Affetti teneri (Claudio)
  • 5 Arie Ombre degl' avi miei (Petronio)
  • 6 Finale I Non paventare, o caro (tutti)

2. Akt

  • 7 Terzett In lei vegg'io l'oggetto (Claudio, Petronio, Sabina)
  • 8 Arie Se la Donna non ci fosse (Anastasia)
  • 9 Rezitativ und Arie Giusto Cielo! E potrei - Dai suoi bei lumi il core (Claudio)
  • 10 Quintett Aura gentil, che mormori (Claudio, Sabina, Trifoglio, Petronio, Anastasia)
  • 11 Duett Per sì bel nodo, amico (Petronio, Trifoglio)
  • 12 Arie Non mostrarmi in tale istante (Sabina, Chor)
  • 13 Finale II Dunque andiamo, festeggiamo (tutti)

Aufführungen

Aus dem 19. Jahrhundert sind drei Aufführungen der Oper bekannt: die Premiere in Mantua anfangs 1819 – das genaue Datum ist nicht bekannt –, die Wiederaufführung in Treviso im Jahr 1820, vermutlich in einer neuen Fassung, und schließlich die Wiederaufführung in Genua im Jahr 1822.

Mantua

Fanny Eckerlin, die erste Sabina,
um 1820

Dass die Oper während der Karnevalszeit in Mantua aufgeführt wurde, wird von Donizetti selbst bestätigt. Einige Jahre nach der Uraufführung notiert er im Manuskript eines Potpourri für Violine und Klavier, das er seiner späteren Frau Virginia Vasselli gewidmet hat, einige Takte aller Werke, die er bis dahin komponiert hatte. In einer Liste, in der er alle „Zitate“ auflistet, schreibt er unter Nr. 25: „Le nozze in villa. Opera. Manova“.

Der Librettist Bartolomeo Merelli berichtet, dass „Le nozze in villa“ ein Misserfolg war, weil „es sich trotz vieler erfolgreicher Nummern wegen der Launen und der Böswilligkeit mehrerer Sänger nicht behaupten konnte“, besonders der Primadonna. Bei der Primadonna handelte es sich um Fanny Eckerlin (1802–1842), die schon die Titelrolle in „Enrico di Borgogna“ übernommen hatte. Zum Zeitpunkt der „Nozze in Villa“ war sie erst achtzehn Jahre alt und stand an der Schwelle einer beachtlichen Karriere.[1]

Treviso

Die Informationen über die Aufführung in Treviso stammen aus dem Katalog italienischer Theatermusikaufführungen in ganz Europa von der Fastenzeit 1820 bis zum Karneval von 1821. Im Frühjahr 1820 ist als dritte Oper im Dolfin-Theater „La nozze in villa, neu geschrieben von Herrn M. Donnizzetti“ aufgeführt. Die Bezeichnung als „neue“ Oper dürfte sich auf eine überarbeitete Version in Treviso beziehen, nachdem die ursprüngliche Fassung wenig Erfolg gehabt hatte.[2]

Genua

Personenverzeichnis der dritten Aufführung in Genua

1822 kam „Le nozze in villa“ ins S. Agostino-Theater in Genua, hier unter dem Namen „I provinciali, ossia Le nozze in villa“. Dies ist die einzige Aufführung, von der eine Kopie des Librettos erhalten geblieben ist. Die einzige erhaltene Partitur ermöglicht es, „Le nozze in villa“ zu rekonstruieren. Sie wird in Paris in der Bibliothèque Nationale de France aufbewahrt. Es handelt sich um eine Kopie, allerdings fehlt das Quintett „Aura gentil che mormori“ im zweiten Akt. in der Partitur findet sich zudem eine Ergänzung: Sabinas Arie im ersten Akt enthält unter der letzten Zeile einen von Donizetti verfassten Alternativtext. Es ist nicht klar, warum Donizetti hier neue Verse hinzugefügt hat; sie wollen nicht recht zum Rhytymus der Musik passen und haben wenig Bedeutung für die Handlung.[3]

Nach Genua gibt es keine Nachrichten über Wiederaufführungen, die Oper wurde wahrscheinlich nie wieder in einen Spielplan aufgenommen.

Bergamo

Am 22. November 2020 wurde „Le nozze in villa“ unter der Leitung von Stefano Montanari in Donizettis Heimatstadt Bergamo im Rahmen des Donizetti Festivals erstmals seit 200 Jahren wieder aufgeführt.[4] Es sangen:

  • Sabina: Gaia Petrone
  • Don Petronio: Omar Montanari
  • Trifoglio: Fabio Capitanucci
  • Claudio: Giorgio Misseri
  • Anastasia: Manuela Custer
  • Rosaura: Claudia Urru
  • Anselmo: Daniele Lettieri

Von der Aufnahme erschien eine CD.[5]

Werk

Der junge Donizetti

Von Le nozze in villa gibt es kein gedrucktes Originalexemplar des Librettos und keine handschriftliche Partitur. Sie ist verschollen, ebenso die Partituren von Donizettis ersten Bühnenwerken Enrico di Borgonia und Una follia, die ebenfalls der Impresario Paolo Zancla bei Donizetti in Auftrag gegeben hatte. Es scheint keine Rezensionen in Zeitungen oder Zeitschriften gegeben zu haben, auch in Briefen wird Le nozze nicht ausdrücklich erwähnt.

Die Noten zum Quintett „Aura gentil, che mormori“ im zweiten Akt fehlen. Im Zusammenhang mit der Aufführung am Donizetti Festival in Bergamo vom November 2020 beauftragte das Festival Elio und Rocco Tanica und Enrico Melozzi mit einer Neukomposition des Quintetts. Nach der Aussage des Regisseurs Davide Marranchelli fügt sie sich nahtlos in die Oper ein.[6]

Der Musikkritiker Edward Sava-Segal schrieb in einer Besprechung der Aufführung von 2020: „Le nozze in villa is the work of a young composer in the process of discovering his own path. The music does sound imitative, Rossini’s shadow looming high over the score.“ („Le nozze in villa ist das Werk eines jungen Komponisten, der dabei ist, seinen eigenen Weg zu finden. Die Musik klingt nachahmend, Rossinis Schatten ragt hoch über der Partitur auf.“)[7]

Der Musikwissenschafter William Ashbrook schreibt: „Insgesamt folgt diese Partitur auf routinemäßige und uninspirierte Weise den Kompositionsformeln der Zeit. Die größte Ausnahme bildet das Trio zu Beginn des zweiten Akts, das einen attraktiven langsamen Teil und eine Stretta enthält, in der Donizettis Stil eindrucksvoll zum Vorschein kommt.“[8]

Die Cabaletta der letzten Arie erscheint auch in Il falegname di Livonia und in La lettera anonima.

Weblinks

Literatur

  • Robert Steiner-Isenmann: Gaetano Donizetti. Sein Leben und seine Opern. Hallwag, Bern 1982, ISBN 3-444-10272-0, S. 43,44
  • William Ashbrook: Donizetti and his Operas (2. edition), Cambridge University Press, Cambridge, 1983, 18–19 & 534

Einzelnachweise

  1. William Ashbrook: Donizetti and his Operas (2. edition), Cambridge University Press, Cambridge, 1983, S. 534
  2. Booklet zur CD, S. 18
  3. Booklet zur CD, S. 22
  4. ecodibergamo.it (ital.)
  5. Donizetti.org
  6. Booklet zur CD, S. 18
  7. bachtrack.com
  8. William Ashbrook: Donizetti and his Operas (2. edition), Cambridge University Press, Cambridge, 1983, S. 285