Permanent Make-up

Permanent Make-up an den Lippen

Permanent Make-up (PMU) (auch Pigmentierung) ist die Bezeichnung für spezielle kosmetische Tätowierungen im Gesicht, durch die mehrjährig haltbare künstliche Lidstriche oder Lippenkonturen erzeugt werden.

Anwendungen

Permanent Make-up an den Augenbrauen

Zu Permanent Make-up zählen:

  • Augenbrauen – Kontur formen, auffüllen, betonen
  • Wimpernkranzverdichtung – Lidstrich zwischen den Wimpernhärchen
  • Lidstrich – feine bis starke Linien für Eyeliner
  • Lipliner – Kontur formen, vergrößern oder verkleinern
  • Lippenfarbauffüllung – Farbeffekt mit Lippenstift vergleichbar
  • Brustwarzenneugestaltung – Brustwarzenimitation
  • Schönheitsfleck

Geschichte

Kosmetische Tätowierungen sind bei vielen Völkern bekannt. So wurden beispielsweise bei den Frauen der japanischen Ureinwohner, der Ainu, die Lippen dunkel tätowiert, bei den afrikanischen Fulbe teilweise die Lippen und der Bereich rundherum,[1] teilweise nur die Lippenkanten[2]. Bei den Frauen der neuseeländischen Maori werden oftmals die Lippen (Ngutu purua) in die ornamentale Kinntätowierung (Ta Moko) mit einbezogen (z. B. bei Nanaia Mahuta). Vielfach wurden rote Lippen als unschön betrachtet. Als Pigment wurde in allen Fällen die überall leicht verfügbare Holzkohle – zu feinem Pulver zerrieben – verwendet.

Bei den Wikingern erwähnt der jüdisch-arabische Handelsreisende Ibrahim ibn Yaqub nach einem Besuch in Schleswig [Übersetzung von Georg Jacob]:

Auch gibt es dort eine künstlich hergestellte Augenschminke; wenn Sie sie anwenden, nimmt die Schönheit niemals ab, sondern noch zu, bei Männern und Frauen,“

Dieser Übersetzung widerspricht ein Kollege des Übersetzers und Herausgebers in der Fußnote9) und schlägt stattdessen vor:

Bleibt sie (die Augenschminke), und verschwindet nicht wie der gewöhnliche Khol, der stets erneuert werden muss,

Letztere Übersetzung ist angesichts der leichten Verfügbarkeit von Holzkohle-Pigment und Tätowier-Instrumenten (z. B. mit Nadeln aus Pflanzendornen oder Fischgräten), sowie der weltweiten Verbreitung von Tätowierungen, sicherlich die zutreffendere. Offenbar waren bereits in frühmittelalterlicher Zeit in Mittel- bzw. Nordeuropa tätowierte Lidstriche bei Frauen und Männern verbreitet.

Die ersten, wissenschaftlich belegten, kosmetischen Tätowierungen der neueren Zeit fertigte der Tätowierer Horst Streckenbach ab 1951 an. Streckenbach tätowierte Schönheitsflecke, Lidstriche, Augenbrauen und auch Lidschatten.[3] Ab 1976 kamen noch Arbeiten im medizinischen Bereich hinzu. Er nahm nach einer Mammakarzinom-Operation die weltweit erste Mamillenrekonstruktion vor. Der Vorgang wurde als „Streckenbach-Technik“ in die med. Literatur übernommen.[4]

Eine asiatische Form des Permanent Make-ups ist das manuelle Mikroblading, bei dem mit einer speziellen Klinge winzige Schnitte in die oberste Hautschicht gesetzt werden, um diese anschließend mit Farbpigmenten zu füllen. Die Technik findet vor allem zur Korrektur oder Rekonstruktion der Augenbrauen und bei Haarverlust Einsatz[5].

In den frühen 2000er-Jahren gewann Kopfhautpigmentierung (Scalp Micropigmentation, SMP) an Popularität. Dabei handelt es sich um eine spezielle Form der kosmetischen Tätowierung, die zur optischen Korrektur von Kopfhaut- und Haarproblemen dient. Durch das Einbringen von Farbpigmenten mit Nadeln in die Kopfhaut wird das Aussehen von Haarstoppeln simuliert. Die Methode wurde zunächst zur Kaschierung von Narben nach Haartransplantationen genutzt, bevor sie sich als eigenständige Behandlung für Glatzenbildung und dünner werdendes Haar etablierte.[6]

Haltbarkeit

Es ist davon auszugehen, dass je nach Hauttyp eine effektive Haltbarkeit von zwei bis fünf Jahren erreicht wird, bevor das Permanent Make-up aufgefrischt werden muss.[7] Beim Pigmentieren werden Farben mit einer feinen Nadel in die obere Dermis eingebracht. Behauptungen, dass die im Vergleich zu gewöhnlicheren Tätowierungen kürzere Haltbarkeit darauf zurückzuführen seien, dass die Pigmente oberflächlicher eingebracht würden, ist angesichts der Erneuerung der Epidermis innerhalb von 4–6 Wochen unrichtig. Die kürzere Haltbarkeit ist eher die Folge der geringeren Gesamtmenge der eingebrachten Pigmente, die sich entsprechend schneller im Gewebe verteilen, bzw. aufgrund einer geringeren Partikelgröße in die Lymphknoten abtransportiert werden. Zudem reduzieren die Lokalisation und die spezifischen Eigenschaften der Gesichtshaut die Haltbarkeit, da sie eine stärkere Durchblutung und schnellere Zellerneuerung aufweist und häufiger UV-Strahlung ausgesetzt ist.

Das Permanent Make-up verblasst wie klassische Tätowierungen nach einiger Zeit. Farben mit organischen Pigmenten können dabei auch ihre ursprüngliche Farbe verändern, im Gegensatz zu mineralischen Pigmenten.

Risiken

Zu den Risiken gehören Spannungsgefühl, Rötung, Schwellung, Lymphaustritt nach dem Eingriff, Entzündung, Infektionen, bleibende Narben, allergische Hautreaktion und Ausbruch von Lippenherpes.

Sofern die Pigmentierfarbe Eisenoxid enthält, besteht bei späteren MRT-Untersuchungen das Risiko, dass sich Bereiche, in denen das Permanent Make-up aufgetragen wurde, unangenehm erhitzen und dort Rötungen, Schwellungen oder leichte Verbrennungen entstehen.[8] Insbesondere ein am Auge angebrachtes Permanent Make-up ist daher dem Radiologen zuvor mitzuteilen;[9] unter Umständen muss dann eine MRT-Untersuchung abgebrochen werden.[8]

In einer Studie aus 2019 zeigten sich Tattoos vor allem mit schwarzer Farbe beim MRT als nicht gefährlich.[10] Als einzige festgestellte Nebenwirkung bei einem von 330 Probanden mit insgesamt 932 Tätowierungen wurde ein leichtes Kribbeln festgehalten. Radiologen empfehlen in den ersten vier bis sechs Wochen nach einem Permanent Make-up oder einer Tätowierung kein MRT zu machen. Durch die strengen behördlichen Bestimmungen sind allerdings keine Farben zugelassen, die durch Verunreinigungen elektrisch leitfähige Pigmente enthalten.

Der Europarat hat 2008 eine Resolution verabschiedet, in der er ein Verbot für Farbstoffe in Tätowierfarben und Permanent-Make-up empfiehlt, die unter reduktiver Spaltung aromatische Amine freisetzen können oder deren Verwendung in kosmetischen Mitteln bereits eingeschränkt ist.[11] Allerdings zeigte eine Studie aus 2018, dass in Farbstoffen für Permanent Make-up von Herstellern aus Deutschland und der Schweiz verbotene Pigmente, vor allem Pigment Red 122, Pigment Green 7 und Pigment Violet 23, enthalten sind.[12] 2022 trat eine Änderung des Anhangs XVII der REACH-Verordnung in Kraft, die den sicheren Umgang mit Chemikalien regelt. Die Änderung zielt darauf ab, die Verwendung von gefährlichen Chemikalien in Tätowierfarben und Permanent Make-up zu regulieren.[13]

Literatur

Commons: Permanent Make-up – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Siehe etwa Abbildung einer Jugendlichen der Fulbe, die sich gerade selbst tätowiert (Foto auf Wikimedia Commons). Laut Bildbeschreibung wurde früher bei Unverheirateten nur die untere Lippe tätowiert, die obere erst nach einer Heirat, heute sei es eher ein Schmuck.
  2. Abbildung einer Fulbe-Frau aus Niger, außer der gut zu erkennenden Tätowierung in den Mundwinkeln sind auch die Kanten der Lippen dunkel gefärbt (Foto auf Wikimedia Commons).
  3. Paul-Henri Campbell: Tattoo & Religion. Die bunten Kathedralen des Selbst. Abschnitt: Manfred Kohrs Geschichte machen, Geschichte schreiben. Heidelberg 2019, ISBN 978-3-88423-606-2, S. 89.
  4. Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Band 36, Ausgabe 1, 1976, S. 13.
  5. Cosmetic and Medical Tattoos: Technique and Application. S.Karger AG, 2023, ISBN 978-3-318-07040-8, doi:10.1159/isbn.978-3-318-07040-8 (karger.com [abgerufen am 24. März 2025]).
  6. Haarpigmentierung - Die innovative Lösung bei Haarausfall. healthheld.de, 10. Januar 2025, abgerufen am 24. März 2025.
  7. Permanent-Make-up: Immer schön? Brigitte.de, abgerufen am 2. September 2012.
  8. a b Implantate bei MRT-Untersuchungen. (PDF; 45 kB) Abgerufen am 14. April 2013.
  9. Patienten-Merkblatt und Aufklärung über MRT-Untersuchung (Kernspintomografie). (PDF; 48 kB) Abgerufen am 14. April 2013.
  10. Martina F. Callaghan, Clive Negus, Alexander P. Leff, Megan Creasey, Sheila Burns, Janice Glensman, David Bradbury, Elaine Williams, Nikolaus Weiskopf: Safety of Tattoos in Persons Undergoing MRI. In: New England Journal of Medicine. Band 380, Nr. 5, 31. Januar 2019, S. 495–496, doi:10.1056/NEJMc1811197.
  11. Europarat: Resolution ResAP(2008)1 on requirements and criteria for the safety of tattoos and permanent make-up (superseding Resolution ResAP(2003)2 on tattoos and permanent make-up). Europarat, 20. Februar 2008, abgerufen am 24. März 2025 (englisch).
  12. Markus Niederer, Urs Hauri, Lydia Kroll, Christopher Hohl: Identification of organic pigments in tattoo inks and permanent make-up using laser desorption ionisation mass spectrometry. In: F1000Research. Band 6, 8. Januar 2018, ISSN 2046-1402, S. 2034, doi:10.12688/f1000research.13035.2, PMID 29259773, PMC 5728192 (freier Volltext) – (f1000research.com [abgerufen am 24. März 2025]).
  13. Europäische Union: EUR-Lex - 02006R1907-20241218 - EN - EUR-Lex. Europäische Union, abgerufen am 24. März 2025 (englisch).