Pierre Assouline

Pierre Assouline (in Straßburg, April 2009)

Pierre Assouline (* 17. April 1953 in Casablanca) ist ein französischer Schriftsteller, Journalist und Literatur-Blogger. Er veröffentlichte mehr als zwanzig Bücher, darunter ein Dutzend Biografien.

Leben

Pierre Assouline stammt aus einer jüdischen Familie mit französischer Staatsbürgerschaft, die aus Algerien nach Marokko zugezogen war, wo er drei Jahre vor der Unabhängigkeit des Landes geboren wurde. Seine Kindheit verbrachte er in Casablanca, seine letzten Schuljahre aber ab 1964 in Paris, wo er in die 6. Klasse des Lycée Janson de Sailly eintrat. Danach studierte er Geschichte an der Universität Paris-Nanterre und Arabisch an der École des langues orientales.[1] Da seine Vorfahren aufgrund des Alhambra-Ediktes 1492 aus Spanien vertrieben worden waren, erhielt Assouline im Zuge der Wiedergutmachung 2021 die spanische Staatsbürgerschaft.[2]

1976 wurde er Journalist, so schrieb er beispielsweise für den Quotidien de Paris und France-Soir. Zudem veröffentlichte er regelmäßige Beiträge in der Monatszeitschrift L’Histoire. Er wurde Dozent am Centre de formation et de perfectionnement des journalistes (CFPJ).[1] Ab 1980 war er beim Verlag Éditions Balland tätig. 1985 wurde er auch Autor bei der Zeitschrift Lire, deren Redaktionsleitung er 1993 übernahm. Ab 1986 kamen Engagements bei den Radiosendern France Inter, RTL und France Culture hinzu. Seine Kritiken und Beiträge erschienen auch auf Monde 2, im Le Nouvel Obs und Le Monde.[1][2]

Seit 2002 hat er eine Lehrtätigkeit für literarisches Schreiben an der Hochschule Sciences Po in Paris. Zudem nahm er Einladungen für Vorträge der Société de Lecture de Genève und der ETH Zürich an. Seit 2005 schreibt Assouline den Blog larepubliquedeslivres.com.[1][2] 2007 veröffentlichte er auf seinem Blog mehrere Wikipedia-kritische Artikel.[3] Er schrieb das Vorwort für das 2007 erschienene Buch über die Funktionsweise und die Bedeutung vor allem der französischsprachigen Wikipedia: La Révolution Wikipédia: Les encyclopédies vont-elles mourir? (dt.: „Die Wikipedia-Revolution: Werden die (gedruckten) Enzyklopädien aussterben?“).[4] Autoren sind die damaligen Journalismusstudenten Pierre Gourdain, Florence O’Kelly, Béatrice Roman-Amat, Delphine Soulas und Tassilo von Droste zu Hülshoff. Sie fügten unter anderem Fehler in Wikipedia-Artikel ein, um zu testen, ob und wie schnell diese korrigiert werden.

Aufmerksamkeit erregten in Frankreich Assoulines Hinweise auf Plagiate in Büchern von Calixthe Beyala.[2] 2012 wurde Assouline als Nachfolger von Françoise Mallet-Joris in die Académie Goncourt gewählt, die als Jury die Preisträger des Prix Goncourt bestimmt.[5][1]

Schriften (Auswahl)

Als Autor

Biographien
Gespräche
Prosa
Sachbücher
  • De nos envoyés spéciaux. Les coulisses du reportage. J.-C. Simoën, Paris 1977 (zusammen mit Philippe Dampenon).
  • Lourdes. Histoires d'eau. A. Moreau, Paris 1980.
  • Les Nouveaux convertis. Enquête sur des chrétiens, des juifs et des musulmans pas comme les autres (Folio actuel; Bd. 30). A. Michel, Paris 1981, ISBN 2-07-032616-0.
  • L’Épuration des intellectuels (1944–1945). Complexe, Brüssel 1990, ISBN 2-87027-353-3.
  • Germinal. l’aventure d’un film. Fayard, Paris 1993, ISBN 2-213-03152-5.

Als Herausgeber

Wikiquote: Pierre Assouline – Zitate (französisch)

Einzelnachweise

  1. a b c d e Isabelle Bratschi: Pierre Assouline: Ricochets. In: Aimer lire – L’actualité du livre par Payot Librairie. Nr. 35. Payot, Lausanne Mai 2024, S. 8–11 (payot.ch).
  2. a b c d Niklas Bender: Diktiert die Tendenzen. Der Schriftsteller und Historiker Pierre Assouline wird siebzig. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. April 2023, S. 14.
  3. Zum Beispiel L'affaire Wikipedia (Memento vom 22. Juni 2007 im Internet Archive) oder De l'irresponsabilité de Wikipedia (Memento vom 9. August 2013 im Internet Archive)
  4. Vgl. dazu den englischen Artikel La Révolution Wikipédia, der ausführlicher ist als der französische (La Révolution Wikipédia).
  5. Pierre Assouline et Philippe Claudel, nouveaux jurés Goncourt. In: Le Monde, 12. Januar 2012, abgerufen am 23. Mai 2023.
  6. Ueberle-Pfaff in der Übersetzer-Datenbank des VdÜ, 2019.
  7. Katalog der gleichnamigen Ausstellung, 9. November bis 20. Dezember 2006.
  8. Katalog der gleichnamigen Ausstellung, BNF, 7. Oktober 2008 bis 4. Januar 2009.