TAROM

TAROM
Transporturile Aeriene Române
Boeing 737-800 der Tarom
IATA-Code: RO
ICAO-Code: ROT
Rufzeichen: TAROM
Gründung: 1920 als CFRNA
Sitz: Bukarest, Rumänien Rumänien
Drehkreuz:
Heimatflughafen: Bukarest
Unternehmensform: Societate pe Acțiuni
IATA-Prefixcode: 281
Leitung: Ursu Mihăiță[1] (Vorstandsvorsitzender, für 4 Monate)
Mitarbeiterzahl: 2.020[2] (2014)
Bilanzsumme: −29,4 Millionen [3] (2013)
Fluggastaufkommen: ca. 2,1 Millionen[2] (2014)
Allianz: SkyTeam
Vielfliegerprogramm: Flying Blue
Flottenstärke: 18 (+ 7 Bestellungen)
Ziele: national und international
Website: www.tarom.ro

TAROM (kurz für Transporturile Aeriene Române) ist die staatliche Fluggesellschaft Rumäniens mit Sitz in Bukarest und Basis auf dem Flughafen Bukarest Henri Coandă. Sie ist Mitglied der Luftfahrtallianz SkyTeam sowie des Vielfliegerprogramms Flying Blue.

Geschichte

Iljuschin Il-18 der TAROM im Jahr 1976
TAROM-Ticket von Iași nach Bukarest aus den 1980er Jahren, basierend auf einer Edmondsonschen Eisenbahnfahrkarte

Vorgänger von TAROM ist die 1920 gegründete CFRNA (Compagnie franco-roumaine de navigation aérienne). Zum Einsatz kamen Maschinen des französischen Herstellers Potez für die Passagier- und Postlinienverbindung von Bukarest nach Paris, mit mehreren Zwischenlandungen in europäischen Metropolen. Im Jahr 1926 wurde der Name in CIDNA geändert, 1928 in SNNA (Serviciul Național de Navigație Aeriană) und 1930 in LARES (Liniile Aeriene Române Exploatate de Stat). Im Jahr 1937 erfolgte der Zusammenschluss mit dem Mitwettbewerber SARTA (Societatea Romănâ de Transporturi Aeriene).

Nach dem Zweiten Weltkrieg, am 8. August 1945, folgte die Neugründung als rumänisch-sowjetische Fluggesellschaft TARS (Transporturi Aeriene Româno-Sovietice). Beide Staaten hielten je 50 % Anteile an der Gesellschaft. Der sowjetische Anteil wurde am 18. September 1954 von der rumänischen Regierung übernommen, und die Gesellschaft erhielt den heutigen Namen TAROM.

Bis 1960 bestand das Streckennetz hauptsächlich aus nationalen und europäischen Verbindungen. Im Jahr 1966 erfolgte der erste Trans-Atlantik-Flug und 1974 die erste Linienverbindung nach New York. Die Strecken wurden mit Maschinen sowjetischer Bauart sowie mit Boeing 707 durchgeführt. In den 1990er-Jahren wurden die Maschinen durch Airbus A310 ersetzt. Zwischen 2001 und 2003 wurden alle Langstreckenverbindungen eingestellt.

Seit Juni 2010 ist TAROM Vollmitglied der Luftfahrtallianz SkyTeam.[4] Kurz zuvor war bereits das bisherige Vielfliegerprogramm Smart Miles durch Flying Blue von Air France-KLM ersetzt worden.

Im Zuge der Restrukturierungsmaßnahmen hat Tarom im Mai 2017 zwei neue 737-800 in Betrieb genommen. Diese werden für zehn Jahre geleast. Außerdem gab der Transportminister bekannt, Langstreckenflüge wieder aufzunehmen. Erste Ziele sollen Peking, Washington D.C., New York, Chicago und Montréal sein.[5] Für das Jahr 2017 erwartete die Gesellschaft gleichzeitig den zehnten Jahresverlust in Folge. Sowohl Wizz Air als auch Blue Air hatten als flexible Wettbewerber die in einem politischen Korsett eingeengte Tarom überholt. Der Geschäftsleitungsvorsitzende Eugen Davidoidu trat im August 2017 ab. Die Regierung bestimmte einen Nachfolger, der nach wenigen Wochen wieder auf seinen Pilotenposten zurückkehrte. Der Aufsichtsrat besetzte den CEO-Posten daraufhin im Oktober 2017 mit Daniela Dragne, vorsichtigerweise mit einem verlängerbaren 30-Tage-Vertrag.[6]

Nach eineinhalb Jahren wurde der Vorstandsvorsitzende Werner-Wilhelm Wolff Anfang April 2019 entlassen. Dabei wurden ihm die horrenden Verluste der Airline sowie auch deutlich überhöhte Managementgehälter vorgeworfen. Während seiner Amtszeit war ein Großteil der Flugzeuge aufwändig instand gehalten und modernisiert worden, um längere Ausfälle einzelner Flugzeuge zu vermeiden und den Investitionsstau vergangener Jahre abzubauen. Interimsmäßig führte Florin Susanu das Unternehmen.[7] Im Juni 2019 gab die Fluggesellschaft bekannt, ihre teilweise bis zu 20 Jahre alten ATR 42-500 durch modernere ATR 72-600 zu ersetzen. Die Flugzeuge sollten dabei von Nordic Aviation Capital geleast werden und überwiegend auf Inlandsstrecken zum Einsatz kommen.[8] Zeitgleich wurde eine Neuordnung der Mitarbeiterstruktur angestoßen mit Entlassungen von bis zu 300 Mitarbeitern, davon viele im Management. Flughafenbüros wurden in ihrer Größe reduziert (z. B. München) oder geschlossen.[9] Ende des Jahres betrug der Verlust 44 Millionen Dollar, während eine weitere CEO, Madalina Mezei, bereits im Oktober wieder abgelöst worden war.[10][11]

Eine An-24 der TAROM mit rotem Logo, 1975

Seit 1954 hat Tarom eine fliegende Schwalbe als Logo. In den 1970er Jahren war sie rot, später verwendete man die blaue Farbe. Das aktuelle Aussehen hat das Logo seit 2006.[12]

Flugziele

TAROM bedient neben mehreren Zielen innerhalb Rumäniens Flugziele in Europa und dem Nahen Osten. Ziele im deutschsprachigen Raum sind Frankfurt, Hamburg,[13][14] München, Stuttgart und Wien.[15] Langstrecken, wie beispielsweise zuletzt in die USA, werden derzeit nicht mehr angeboten.

Codesharing

TAROM unterhält Codeshare-Abkommen mit den Gesellschaften des SkyTeams sowie mit Air Baltic, Air Serbia, Austrian Airlines, Brussels Airlines, Bulgaria Air, ITA Airways und Royal Jordanian.[16]

Flotte

ATR 72-500 der TAROM
Airbus A318-100 der Tarom
Boeing 737-300 der Tarom

Aktuelle Flotte

Mit Stand Juni 2023 besteht die Flotte der TAROM aus 18 Flugzeugen mit einem Durchschnittsalter von 12,4 Jahren:[17]

Flugzeugtyp Anzahl bestellt Anmerkungen Sitzplätze[18]
(Business/Eco)
Durchschnittsalter

(Juni 2023)[17]

Airbus A318-100 4 zwei inaktiv 113 (14/99)
107 (26/81)
16,1 Jahre
ATR 72-500 2 eine inaktiv 68 (-/68) 14,2 Jahre
ATR 72-600 4 2[19] Geleast von Nordic Aviation Capital. Auslieferung voraussichtlich von Oktober 2019 bis 2020. 72 (-/72) 3,5 Jahre
Boeing 737-700 4 mit Winglets ausgestattet; eine inaktiv 116 (14/102) 21,0 Jahre
Boeing 737-800 4 mit Winglets ausgestattet 189 (-/189)
160 (16/144)
8,0 Jahre
Boeing 737 Max 8 5[20] – offen –
Gesamt 18 7 12,4 Jahre

Aktuelle Sonderbemalungen

Bemalung[17] Flugzeugtyp Luftfahrzeugkennzeichen Zeitraum Bild
SkyTeam Boeing 737-700 YR-BGF seit März 2011 Boeing 737 Tarom YR-BGF CDG August 2011
"Happy 66 years" Boeing 737-700 YR-BGG seit März 2020 TAROM Boeing 737-78J(WL) (YR-BGG) departing on Rwy18 to Bukarest (OTP – LROP) @ Frankfurt – Rhein-Main International (FRA – EDDF)

Ehemalige Flugzeugtypen

Vor dem Umbruch des Ostblocks flog TAROM großteils Flugzeuge der sowjetischen Hersteller Antonow, Tupolew und Iljuschin. Daneben waren aber auch die Typen Rombac 1-11, ein rumänischer Lizenzbau der britischen BAC 1-11, sowie Boeing 707 und McDonnell Douglas DC-10 im Einsatz. Am 29. Oktober 2016 flog der letzte Airbus A310-300 von TAROM, seither besitzt die Gesellschaft kein Großraumflugzeug mehr.[21]

Zwischenfälle

TAROM verzeichnete von 1960 bis August 2020 insgesamt 25 Zwischenfälle mit Flugzeugverlusten. Bei 14 davon kamen 262 Menschen ums Leben.[22] Auszüge:

  • Am 16. Juni 1963 kam es aufgrund eines Fehlers im Kraftstoffsystem zum Brand an einer Iljuschin Il-14P der TAROM (YR-ILL), die sich auf dem internationalen Charterflug vom Flughafen München-Riem zum Flughafen Constanța befand. Die Iljuschin stürzte bei Békéssámson zu Boden, wobei alle 31 Insassen getötet wurden (siehe auch Flugunfall der TAROM bei Békéssámson).
  • Am 9. Oktober 1964 wurde eine Iljuschin Il-14P der TAROM (YR-ILB) auf einem Inlandslinienflug von Timisoara nach Bukarest durch eine Gebirgsregion geflogen, in der heftige Abwinde herrschten, die die strukturelle Widerstandsfähigkeit der Maschine überschritten. Die Iljuschin brach daraufhin in der Luft auseinander und stürzte zu Boden, wobei alle 32 Insassen getötet wurden (siehe auch Flugunfall der TAROM bei Cugir).
  • Am 4. Februar 1970 wurde eine auf einem im Auftrag der rumänischen Regierung durchgeführten Sonderflug von Bukarest nach Oradea befindliche Antonow An-24W der TAROM (YR-AMT) gegen einen verschneiten Berghang der Vlădeasa-Gebirgskette geflogen. Obwohl es ursprünglich acht Überlebende gegeben hatte, überlebte aufgrund der frostigen Temperaturen und eines um drei Tage verschleppten Rettungseinsatzes von den 21 Insassen an Bord nur ein Passagier den Unfall (siehe auch TAROM-Flug 35).
  • Am 31. März 1995 stürzte ein Airbus A310-300 der TAROM (YR-LCC) in der Nähe von Balotești auf dem Weg von Bukarest nach Brüssel kurz nach dem Start ab. Alle 60 Insassen starben. Im Abschlussbericht der Flugunfallermittler wurden die Bewusstlosigkeit des Kapitäns, den von ihm ausgelösten asymmetrischen Schub und das Unvermögen des Ersten Offiziers, die Folgen der ersten beiden Faktoren auszugleichen als Unfallfaktoren festgestellt (siehe auch TAROM-Flug 371).[27]
  • Am 30. Dezember 1995 setzte eine BAC 1-11 der TAROM (YR-BCO) hart auf der Landebahn in Istanbul auf, woraufhin das Bugfahrwerk einbrach und die Maschine seitlich von der Bahn rutschte. Es gab keine Todesopfer, die Maschine wurde jedoch irreparabel beschädigt.[28]
  • Am 30. Dezember 2007 kollidierte eine Boeing 737-300 der TAROM (YR-BGC) in Bukarest während des Startlaufs in dichtem Nebel mit einem auf der Startbahn zurückgelassenen Baufahrzeug. Die Maschine wurde irreparabel beschädigt, unter den 123 Insassen gab es jedoch keine Todesopfer.[30]

Siehe auch

Weblinks

Commons: TAROM – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. https://www.economica.net/directorul-general-al-tarom-george-barbu-i-a-dat-demisia_185642.html
  2. a b wall-street.ro - Tarom: pierderi in scadere cu 20%, pasageri in crestere in 2014 (rumänisch) abgerufen am 9. Dezember 2014
  3. adz.ro - Tarom verringert Verluste um 44 Prozent auf knapp 30 Millionen Euro abgerufen am 17. Juli 2014
  4. airliners.de – SkyTeam ändert Mitgliedsregelungen (Memento vom 28. Juni 2010 im Internet Archive) abgerufen am 7. Mai 2023
  5. www.business-review.eu - Tarom erhält Flottenzuwachs (englisch), abgerufen am 21. Juni 2017.
  6. Tarom auf einem Irrflug, NZZ, 20. November 2017, Seite 20
  7. Aus für Werner-Wilhelm Wolff: Tarom wechselt schon wieder Chef aus. In: aeroTELEGRAPH. 3. April 2019, abgerufen am 12. Oktober 2019.
  8. Flottenerneuerung und -ausbau: Tarom kämpft mit ATR 72 gegen Billigairlines an. In: aeroTELEGRAPH. 26. Juni 2019, abgerufen am 12. Oktober 2019.
  9. Rumänische Nationalairline: Tarom spart und entlässt. In: aeroTELEGRAPH. 29. August 2019, abgerufen am 12. Oktober 2019.
  10. Former Tarom CEO Madalina Mezei at DNA in wake of accusations levelled against Transport Minister Razvan Cuc. I’m firmly convinced truth will surface, 22. Oktober 2019
  11. Government seeks Tarom rescue aid: minister, flightglobal, 16. Dezember 2019
  12. Tarom cautabileteavion.ro
  13. Aktuelle Streckenmeldungen
  14. TAROM feiert Erstflug von Hamburg nach Bukarest
  15. tarom.ro - Reiseziele abgerufen am 9. Juni 2018
  16. tarom.ro - Code-share (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive) abgerufen am 7. Mai 2023
  17. a b c TAROM Fleet Details and History. In: planespotters.net. 16. Juni 2023, abgerufen am 21. Juni 2023 (englisch).
  18. tarom.ro - Flotte(englisch) abgerufen am 12. Mai 2018
  19. TAROM selects ATR 72-600 to renew its regional fleet. In: atraircraft.com. 19. Juni 2019, abgerufen am 22. Mai 2020 (englisch).
  20. Boeing, TAROM Romanian Air Transport Announce Order for Five Boeing 737 MAX 8 Airplanes. In: boeing.mediaroom.com. 16. Juli 2018, abgerufen am 22. Mai 2020 (englisch).
  21. ch-aviation - Romania's Tarom ends A310 operations (englisch), abgerufen am 23. November 2016
  22. Daten über die Fluggesellschaft TAROM im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 29. August 2020.
  23. Flugunfalldaten und -bericht IL-18D YR-IMK im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 30. Dezember 2021.
  24. Harro Ranter: ASN Aircraft accident Tupolev Tu-154B-1 YR-TPH Nouadhibou Airport (NDB). Abgerufen am 4. Dezember 2021.
  25. Unfallbericht An-24 YR-AMF, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 29. August 2020.
  26. Unfallbericht IL-18 YR-IMH, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 29. August 2020.
  27. Unfallbericht A310 YR-LCC, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 15. Dezember 2018.
  28. Unfallbericht BAC 1-11 YR-BCO, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 29. August 2020.
  29. Unfallbericht BAC 1-11 YR-BCM, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 29. August 2020.
  30. Unfallbericht B-737-300 YR-BGC, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 29. August 2020.