Bei den Erwachsenen war van der Poel zunächst vor allem im Cyclocross erfolgreich. In seiner ersten U23-Saison 2013/14 gewann er drei Läufe des U23-Weltcups wurde Vizeeuropameister und Dritter der U23-Weltmeisterschaft 2014. In der folgenden Saison beteiligte er sich erfolgreich vermehrt an Eliterennen und wurde im tschechischenTáborWeltmeister im Cyclocross. Neben zahlreichen weiteren Siegen wurde er in der Saison 2017/18 Europameister und gewann die Gesamtwertung des Weltcups. Bei den Cyclocross-Weltmeisterschaften 2019 konnte er seinen zweiten Titelgewinn feiern.
Parallel zu seinen Erfolgen im Cyclocross fuhr van der Poel auf der Straße für das UCI Continental TeamBKCP-Powerplus und konnte beim EintagesrennenRonde van Limburg im Jahr 2014 seinen ersten internationalen Elitesieg auf der Straße erzielen. Nach mehreren Siegen in weiteren Rennen der UCI Europe Tour, wurde er 2018 jeweils im Sprint eines kleineren Vorderfelds niederländischer Straßenmeister[1] und Vizeeuropameister.[2]
Nachdem seine Mannschaft 2019 unter dem Namen Corendon-Circus eine Lizenz als Professional Continental Team erhalten hatte, konnte van der Poel auf Einladung an Rennen der UCI WorldTour teilnehmen. Im März 2019 gewann er mit Dwars door Vlaanderen im Sprint einer fünfköpfigen Gruppe seinen ersten Wettbewerb dieser Serie.[3] Im gleichen Monat gewann er das Rennen De Brabantse Pijl, 34 Jahre nach seinem Vater Adrie van der Poel.[4] Am 21. April trug er beim Amstel Gold Race maßgeblich dazu bei, eine Verfolgergruppe an die führenden Julian Alaphilippe und Jakob Fuglsang heranzuführen, und gewann anschließend im Sprint sein zweites WorldTour-Rennen.[5]
Nach gelegentlichen Starts im Cross-country Weltcup in den Vorjahren und einem vierten Platz bei den Mountainbike-Marathon-Weltmeisterschaften 2017 widmete sich Van der Poel in den Jahren 2018 und 2019 vermehrt dem Mountainbikesport. Er gewann die Weltcup-Premiere im Cross-country Short Track in Albstadt[6] und in beiden Jahren insgesamt 8 Rennen bei 10 Starts, bei den restlichen beiden Rennen wurde er jeweils Zweiter. Obwohl er 2019 zwei Weltcup-Stationen komplett ausließ, belegte er in der Gesamtwertung Platz zwei. Zudem wurde er bei den Mountainbike-Weltmeisterschaften 2018 Dritter, 2019 gewann er bei den Europäischen Mountainbike-Meisterschaften im Cross Country (XCO) trotz eines Sturzes den Titel.[7]
In der Saison 2020 gewann van der Poel nach dem niederländischen Meistertitel und einer Etappe von Tirreno–Adriatico durch eine erfolgreiche 50-Kilometer-Soloflucht auf der letzten Etappe der BinckBank Tour auch die Gesamtwertung dieser Rundfahrt und damit sein erstes Etappenrennen der WorldTour.[8] Anschließend gewann van der Poel im Zweiersprint gegen Wout van Aert die Ronde van Vlaanderen und damit sein erstes Monument des Radsports. Die beiden fuhren die letzten 47 Kilometer – zunächst begleitet durch den dann gestürzten Julian Alaphilippe – an der Spitze.[9]
Im März 2021 konnte Van der Poel mit der Strade Bianche ein weiteres WorldTour-Rennen gewinnen, indem er auf der 16 % steilen Schlussrampe seine zwei letzten Konkurrenten Alaphilippe und Bernal abhängte.[10] Bei Tirreno–Adriatico konnte van der Poel auf der dritten Etappe in einem Massensprint gewinnen und auch zwei Tage später bei einer 50 km langen Soloflucht den Sieg vor seinem Verfolger Tadej Pogačar über die Ziellinie retten.[11] Bei der Flandern-Rundfahrt wurde er im Zweiersprint von Kasper Asgreen bezwungen. Nachdem er auch bei der Tour de Suisse zwei Etappen gewonnen und für einen Tag das Führungstrikot getragen hatte, startete er trotz einer Erkältung zwei Wochen später zum ersten Mal bei der Tour de France.[12] Dort holte er sich auf der zweiten Etappe den Tagessieg und auch das Gelbe Trikot, das er bis zur achten Etappe verteidigte und dann das Rennen zur Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Tokyo aufgab.[13] Dort stürzte er im Mountainbike-Rennen und musste das Rennen wenige Runden später aufgeben.[14] Bei Paris–Roubaix wurde van der Poel im Sprint einer Dreiergruppe Dritter.
Obwohl van der Poel zu Saisonbeginn 2022 an Rückenproblemen litt, gewann er zum zweiten Mal die World-Tour-Rennen Dwars door Vlaanderen und Ronde van Vlaanderen, letztere im Zielsprint u. a. gegen seinen Fluchtbegleiter Pogačar. Außerdem platzierte er sich bei Mailand–Sanremo als Dritter und bei Paris–Roubaix als Neunter. Im Mai gewann er die Auftaktetappe des Giro d’Italia und belegte Gesamtrang 57, womit er seine erste Grand Tour beendete.
In der Nacht vor dem Straßenrennen der Weltmeisterschaften 2022 in Australien kam es zwischen van der Poel und zwei weiblichen Teenagern, von denen er sich im Hotel in seiner Nachtruhe gestört fühlte, zu einem Zwischenfall. Er soll die beiden geschubst haben, verbrachte die Nacht auf der Polizeiwache und musste das Rennen aufgeben. Eine Verurteilung zu einer Geldstrafe von 1.500 australischen Dollar hob ein Berufungsgericht im Dezember 2022 im Hinblick auf eine Provokation durch die beiden Mädchen und die Folgen für van der Poel – Aufgabe im Weltmeisterschaftsrennen – auf.[15]
Durch eine Soloattacke am letzten Anstieg, dem Poggio di Sanremo, gewann van der Poel im März 2023 Mailand–Sanremo.[17] Bei dem anschließenden E3 Saxo Classic wurde er im Sprint einer Dreiergruppe Zweiter hinter van Aert und vor Pogačar.[18] Nach Platz zwei bei der Flandern-Rundfahrt gewann er durch ein Solo von 15 Kilometern Paris–Roubaix.[19] Nachdem er bei der Tour de France 2023 primär als Anfahrer für den vierfachen Etappensieger Jasper Philipsen fungierte, startete van der Poel bei den Radsport-Weltmeisterschaften 2023 sowohl im Straßenrennen als auch im MTB Cross Country. Das Straßenrennen entschied er für sich, nachdem er sich 22 Kilometer vor dem Ziel aus einer Vierergruppe, mit van Aert, Pedersen sowie Pogačar absetzte, trotz eines Sturzes 16 Kilometer vor dem Ziel. Er wurde damit der erste Fahrer, der sowohl im Cross als auch auf der Straße Weltmeister wurde.[20][21] Das anschließende Mountainbikerennen musste er nach einem Sturz in der Startrunde aufgeben.[22]
Persönliches
Van der Poel ist ein Sohn des ehemaligen Radrennfahrers Adrie van der Poel und ein Enkel von Raymond Poulidor. Sein Bruder David ist ebenfalls Radrennfahrer.